Fliegengewicht by Anna-Elisabeth Mayer

Fliegengewicht by Anna-Elisabeth Mayer

Autor:Anna-Elisabeth Mayer [Mayer, Anna-Elisabeth]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: Schoeffling Co
veröffentlicht: 2014-03-11T23:00:00+00:00


Zerflattern

Guten Morgen, Herr Doktor!, säuselte Frau Ott wie in einer Arztserie. Und natürlich auch der zauberhaften Schwester Beatrice! Schwester Beatrice schürzte ihren Schmollmund. Dr. Winter kam an Frau Otts Bett. Mit Hingabe sprach sie über das Einnehmen der Medikamente, ganz so, als ob Dr. Winter sie erfunden hätte. Genauso aufmerksam, wie er ihr zugehört hatte, hörte er sie ab. Ich bin sehr zufrieden, sagte er, und Frau Ott fuhr sich wie eine Diva durch das Haar. Er kam an mein Bett. Würden Sie sich bitte freimachen, sagte er im selben Tonfall wie zu Frau Ott. Ich zog das Hemd über den Kopf, wie gestern sieben Fenster weiter links. Das kühle Metall des Stethoskops wanderte von rechts neben dem Brustbein nach links und dann zur rechten mittleren Schlüsselbeinlinie. Schwester Beatrice beobachtete uns genau. Er nickte, und für den Bruchteil einer Sekunde sahen wir uns an. Schwester Beatrices Augen blitzten auf. Er löste seine von meinen, drehte sich schnell um und ging an das gegenüberliegende Bett zu Frau Ferdinand. In Schwester Beatrices Brusttasche läutete ein Telefon. Sie nahm es heraus und klappte es auf. Ja, sagte sie, er ist hier im Damenzimmer N°5. Soll ich? Gut, ich richte es aus, und sie klappte das Telefon zu. Ihre Frau hat Sie gesucht, sagte sie zu Dr. Winter. Er sah überrascht auf. Sie hat etwas zu besprechen. Die Frauen sahen sich sofort an. Hat sie gesagt, um was es sich handelt?, erkundigte er sich. Nein, sagte Schwester Beatrice, deren Gesicht abzulesen war, dass sie etwas verheimlichte, und die sich an unserer Unwissenheit weidete.

Entschuldigen Sie, sagte eine kristallklare Stimme. Eine große, schlanke Frau im Arztkittel stand in der Tür. Ihr blondes, feines Haar war im Nacken zu einem lockeren Knoten zusammengebunden. Die makellose Haut war gebräunt und schien golden zu leuchten. Dezentes Rouge betonte die Wangen. Das Gesicht war geradezu beängstigend symmetrisch. Die Nase so ebenmäßig, dass sie hätte operiert sein können. Die Augen groß und blau, gekrönt von dem feinen Schwung der Brauen. Lang wie Safranfäden die hellen Wimpern. Nur dem Mund fehlte es an der Großzügigkeit, mit der das restliche Gesicht ausgestattet worden war. Kann ich dich einen Augenblick sprechen, sagte sie. Ich komme sofort hinaus, sagte Dr. Winter, so, als hätte man ihn bei etwas ertappt. Danke, sagte sie und sah mich an, obwohl Dr. Winter an Frau Ferdinands Bett stand. Dann nickte sie Schwester Beatrice zu und verließ ansonsten grußlos den Raum. So, Frau Ferdinand – Dr. Winter war bemüht, sich seine Irritation nicht anmerken zu lassen –, jetzt höre ich Sie noch schnell ab, und dann haben wir es geschafft! Als er das Zimmer verließ, warf er mir einen verunsicherten Blick zu. Ein Lächeln huschte über Schwester Beatrices Gesicht.

Also, die Frau Dr. Winter hab ich mir nicht so schön vorgestellt, sagte Frau Blaser, kaum dass er draußen war. Das würd ich gern sehen, wie sich die Männer auf der Urologischen mit ihrem Prostatakrebs bei der anstellen! Genieren werden Sie sich eher, sagte Frau Ott, vor so einem Geschöpf will kein Mann krank dastehen! Ja, sagte Frau Blaser, kein Wunder, dass der Dr.



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